Als Ottonische Renaissance wird von einigen Forschern die Anknüpfung an die byzantinische, spätantike und karolingische Kunst während des politisch maßgeblich von den Ottonen beeinflussten 10. und 11. Jahrhunderts bezeichnet, die auch die Ottonische Zeit genannt werden.
Die Ottonische Renaissance stellt ein Wiederaufgreifen oder eine Fortsetzung der Karolingischen Renaissance dar. Diese war unter den späten Karolingern verebbt, die in den Wirren der Wikingereinfälle, Sarazeneneinfälle und schließlich der Ungarneinfälle weder das Westfrankenreich noch das Mittel- und Ostfrankenreich wirksam zu verteidigen vermocht hatten.
Die Ottonische Renaissance ging mit der politischen Konsolidierung des Ostfrankenreiches unter den Liudolfingern (Ottonen) Heinrich I. (ab 919 König) und Otto I. (dem Großen) einher. Sie spiegelt sich besonders in der Architektur und der Goldschmiedekunst durch Verwendung von Spolien und in der Buchmalerei wider. Besonders begünstigt wurde der Einfluss der byzantinischen Kunst und Kultur auf das Heilige Römisches Reich durch die Heirat Ottos II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu, die als Kaiserinwitwe von 985 bis 991 das Reich regierte. Zur gleichen Zeit stagnierte in Rom die Kultur während des Saeculum obscurum; Otto III. scheiterte 997–999 mit seinem Versuch, sich dort als römischer Kaiser niederzulassen.
Aufgrund seiner Armut an schriftlichen Quellen wird das 10. Jahrhundert auch das „dunkle Jahrhundert“ genannt.[1] Die Kultur war fast ausschließlich eine mündliche Kultur, in der Gesten, Rituale und Symbole eine wesentliche Rolle spielten. Mit Ausnahme von Italien konnten fast ausschließlich Kleriker lesen und schreiben, wobei die Zahl der Wissensträger im Laufe des Jahrhunderts abnahm. Zwar wuchs dadurch auch die Macht der Kleriker am königlichen Hof, doch war dieser im Gegensatz zur Zeit der Karolinger nicht mehr primärer Kulturschöpfer. Die Kultur entstand dezentral.[2] Um das Jahr 1000 entstand etwa das Evangeliar Ottos III., das Liuthar-Evangeliar und das Lotharkreuz. Die Buchmalerei, wie die Werke der Reichenauer Malschule, oder die Plastiken hatten meist religiöse Inhalte. Auf diesen Gebieten wie auch bei den Kirchenbauten entwickelte sich der Kunststil der Frühromanik. Buch- und Wandmalerei zeichnen sich durch einen hohen Symbolismus aus, der für eine naturgetreue Abbildung wenig Raum lässt.
Im 11. Jahrhundert waren die Veränderungen in Europa so weitreichend, dass Historiker in der Mitte dieses Jahrhunderts den Übergang vom Frühmittelalter zum Hochmittelalter sehen.[3] Einen Schub erfuhr vor allem der Kirchenbau nach der ersten Jahrtausendwende. Gefördert von der Cluniazensischen Kirchenreformbewegung sowie begünstigt durch wirtschaftlichen Aufschwung und relative politische Stabilität setzte ein Bauboom von Steinkirchen ein. Die Stiftskirche St. Cyriakus (Gernrode) war bereits ab 959 entstanden, nun folgten noch wesentlich monumentaler die Michaeliskirche (Hildesheim) ab etwa 1010, der Speyerer Dom ab 1025. Diese Kirchen, die deutlich größer waren als die Kirchen der vorherigen Jahrhunderte, wurden im frühromanischen Stil gebaut. Wichtigste Bauwerke dieser Epoche sind:
Nach dem letzten ottonischen Kaiser Heinrich II. wurde 1024 Konrad II. zum ersten König der Salier-Dynastie erhoben. Unter den Saliern wurden die Kirchenbauten vermehrt durch Monumentalplastiken geschmückt.